Vom Ei zum Poulet
Am Anfang steht das Ei. Dank einer hoch spezialisierten Wertschöpfungskette wird daraus in knapp zwei Monaten Schweizer Pouletfleisch.
Der Weg vom Ei zum Poulet führt über zahlreiche Stationen: Zucht, Vermehrung, Ausbrüten, Mast, Schlachtung und Vermarktung sind heute spezialisierte und eigenständige Branchen. Sie sind jedoch aufs Engste miteinander verknüpft.
Die Abläufe innerhalb dieses Systems sind genau getaktet: Rund siebenmal pro Jahr bekommen Geflügelmästereien eine neue Lieferung an frisch geschlüpften Küken. Diese werden nach etwa 37 Tagen in der Mast abgeholt und in den Schlachthof gebracht. Die meisten Mästereien «stallen» am nächsten Tag wieder ein – Küken, die vor gut 24 Tagen als Ei in die Brutmaschine gelegt worden sind.
Der Schweizer Standard
Dank einem der weltweit strengsten Tierschutzgesetze ist es in der Schweiz seit 1991 verboten, Mastpoulets und Legehennen in Käfigen zu halten.
Schweizer Mastpoulets können sich in ihren Ställen frei bewegen. Das ist das Grundprinzip der Bodenhaltung. Der Stallboden muss dabei flächendeckend und trocken eingestreut sein, sodass die Tiere scharren und picken können, wie es ihrer Natur entspricht.
Rund 85,7% der Schweizer Mastbetriebe haben heute sogenannten BTS-Standard (Besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme) und somit immer auch einen frei zugänglichen Aussenbereich mit Dach (Stand 2021). In der Schweiz ist es übrigens verboten, die Mast zu beschleunigen, indem die Tiere mit Kunstlicht wachgehalten werden. Tageslicht und artgerechte acht Stunden Dunkelheit in der Nacht sind Pflicht.
Ross 308 – das Superhuhn
Pouletfleisch stammt heute meist von spezialisierten Mastrassen, die schnell wachsen und an den richtigen Stellen Fleisch ansetzen. Ross 308 ist eine davon.
Hühner und Hähne der Rasse Ross 308 haben alles, was ein modernes Mastpoulet braucht: weisse Haut, weisse Beine, sie sind robust und schnellwüchsig.
Ross 308 ist die weltweit am meisten eingesetzte Rasse für die Produktion von Pouletfleisch. Bei richtiger Fütterung verfünfzigfachen diese Tiere innerhalb von ca. 37 Tagen ihr Gewicht. Am Schluss machen Brust und Schenkel rund 46 % des geschlachteten Tieres aus.
Poulet-Powerfood
Qualität – auch die von Schweizer Pouletfleisch – beginnt bei den Rohstoffen. Darum legt die Schweizer Geflügelproduktion grossen Wert auf hochwertiges Futter.
Rund 40 Gramm wiegt ein Küken, wenn es in den Mastbetrieb kommt. Ca. 37 Tage später bringt es etwas mehr als zwei Kilogramm auf die Waage. Auf Rasse, Alter und Haltung abgestimmte Futtermischungen machen diese Gewichtszunahme möglich.
Die Schweizer Geflügelproduzierenden setzen nach Möglichkeit auf inländisches Getreide (Mais, Weizen) und auf Sojamehl aus Europa oder aus zertifiziert verantwortungsbewusstem Anbau in Übersee. In jedem Fall ist das Futter für Schweizer Mastpoulets GVO-frei und ohne Tiermehl. Auch Hormone und Antibiotika zur Leistungsförderung sind in der Schweizer Tierhaltung verboten.
Güggeli-Boom
Poulet ist heute in der Schweiz so beliebt wie noch nie. Denn das Fleisch lässt sich schnell und vielfältig zubereiten und liefert wertvolle Nährstoffe.
Ganze Poulets gibt es in der Schweiz in drei Gewichtsklassen: «Bratpoulets» bis 1,8 kg, «Grillpoulets» bis 1,2 kg und «Mistkratzerli» bis 600 g. Während die Zubereitung ganzer Poulets etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt, sind Teile wie Brust, Schenkel und Flügeli schnell und einfach zubereitet.
Pouletfleisch ist zudem fettarm und reich an Eiweiss. Alles Gründe, warum Pouletfleisch so beliebt ist. Herr und Frau Schweizer essen heute mit knapp 15 kg pro Kopf und Jahr fast doppelt so viel davon wie noch vor 30 Jahren (Stand 2021).
Poulets oder Hähnchen – was denn nun?
Während die Schweiz von weiblichen «Poulets» spricht, ist in Deutschland von männlichen «Hähnchen» die Rede. Was ist es nun, was auf unseren Tellern landet? Anders als bei der Eierproduktion kommen in der Fleischproduktion sowohl weibliche als auch männliche Tiere zum Einsatz. Das hat jedoch keinen Einfluss auf die Fleischqualität, da die Tiere geschlachtet werden, bevor sie geschlechtsreif sind. Aus dem gleichen Grund fallen in der Pouletmast übrigens auch keine Eier an.