Wie beim Braten in der Pfanne geht es beim Braten im Ofen darum, dem Fleisch während dem Garen eine schöne Kruste und feine Röstaromen zu verpassen.
Im Gegensatz zur Pfanne kommt das Fleisch im Ofen aber nie mit der Hitzequelle in Kontakt. Die Hitze gelangt über die Luft ans Fleisch. So gart es gleichmässig von aussen nach innen. Die Fleischoberfläche bekommt dabei am meisten Hitze ab und wird schön gebräunt.
In zwei Schritten zum Erfolg
Beim Braten im Ofen gehst du in zwei Schritten vor: In einem ersten Schritt brätst du das Fleisch rundum kräftig an. Das passiert entweder im Ofen bei 240 °C oder in einer Bratpfanne. Anschliessend wird das Fleisch bei Temperaturen um die 180 °C oder tiefer fertiggegart. Dabei werden die Röstaromen auf der Fleischoberfläche intensiviert.
Du kannst übrigens auch umgekehrt vorgehen und das Fleisch erst bei maximal 180 °C garen und es dann kräftig in einer Bratpfanne anbraten.
Arrosieren bitte!
Während dem Braten im Ofen verliert Fleisch Saft und Fett. Um diesen aromatischen Bratensaft zu nutzen, wird er in regelmässigen Abständen mit einem Löffel über das Fleisch gegeben. Das nennt sich «arrosieren», was soviel heisst wie «benetzen».
In der Ruhe liegt der Saft
Jedes Fleisch, das auf irgendeine Art gebraten wurde, sollte vor dem Aufschneiden ein paar Minuten ruhen. Je grösser das Fleisch, desto länger die Ruhezeit. Ein guter Mittelwert für grosse Bratenstücke sind 15 Minuten. Dazu nimmst du das Fleisch aus dem Ofen und aus der Bratenform und lässt es abgedeckt bei Raumtemperatur liegen. Dabei sollte es nicht luftdicht abgedeckt sein, sonst weicht das Kondenswasser die Kruste auf.
Doch warum warten? Stell dir rohes Fleisch als eine Ansammlung langer Muskelfaserbündel vor. Beim Braten ziehen sich diese Fasern quer und längs zusammen und dadurch wird Wasser aus den Muskelfasern gepresst. Dieses Wasser sammelt sich in Hohlräumen zwischen den Muskelfaserbündeln. Schneidest du gebratenes Fleisch nun sofort an, fliesst wertvoller Fleischsaft ungehindert aus und dein Fleisch wird trocken und zäh.
Beim Ruhen entspannen sich die Muskelfasern und nehmen einen Teil des ausgetretenen Wassers wieder auf. So kommst du in den Genuss eines saftigen Stücks Fleisch.
Achtung: Fleisch gart nach!
Wenn du mit Kerntemperaturen arbeitest, solltest du den Nachgareffekt beim Ruhenlassen berücksichtigen. Ein Fleischstück, das aus dem Ofen kommt, hört nicht sofort auf zu garen. Zwar gibt die Fleischoberfläche Wärme ab, aber gleichzeitig wird weiterhin Wärme nach innen transportiert.
Das bedeutet, dass du dein Fleisch bereits vor dem Erreichen der gewünschten Kerntemperatur aus dem Ofen nehmen solltest. Beim Ruhen garen Fleischstücke je nach Grösse 3–7 °C nach. Damit dein Fleisch nicht auskühlt, kannst du es mit Alufolie bedecken. Schau, dass du die Folie nicht luftdicht verschliesst, sonst weichen der Dampf und das Kondenswasser die Fleischkruste auf.
Diese Stücke eignen sich zum Braten im Ofen
Zum Braten im Ofen eignen sich vor allem ganze, grosse Fleischstücke. Ob Rind, Schwein, Kalb, Lamm oder Geflügel, spielt dabei keine Rolle. Typische Bratenstücke sind:
- Rind: Hohrücken, Schulterfilet, Dicke Schulter
- Kalb: Karree, Schulterfilet, Dicke Schulter, Brust, Hals
- Schwein: Karree, Hals, Schulterfilet, Dicke Schulter, Brust, Huft
- Lamm: Gigot, Karree
- Geflügel: ganzes Poulet, ganzer Truthahn
Die wichtigsten Fragen zum Braten im Ofen
Ob aus Glas, Chromstahl oder Gusseisen – zum Braten im Ofen eignen sich alle ofenfesten Formen. Du kannst auch im Schmortopf braten. Dabei lässt du aber den Deckel weg.
Du kannst ein Stück Fleisch auch einfach auf dem Gitterrost des Backofens braten. Schiebe unbedingt ein Blech unter den Rost, um den Bratensaft aufzufangen. Auf einem Rost liegt der Braten nicht im eigenen Saft und die heisse Luft kann besonders gut um das ganze Fleisch zirkulieren.
Grundsätzlich brätst du ohne Deckel. Wegen der Röstaromen sind wir an höherer Temperatur auf der Fleischoberfläche interessiert. Ein Deckel – auch nur schon Alufolie – bremst die Hitzeentwicklung auf dem Fleisch um etwa 20 °C. Das kannst du auch bewusst einsetzen: Wenn du merkst, dass das Fleisch an der Oberfläche schon trocken wird, die Kerntemperatur aber noch lange nicht erreicht hat – decke es zu.
Beim Braten im Ofen ist ausser dem Bratensaft keine Flüssigkeit involviert. Darin liegt der Unterschied zum Schmoren. Die Zugabe von Flüssigkeit würde die Krustenbildung verhindern.
Die Temperaturen zum Braten im Ofen reichen je nach Rezept von etwa 120–240 °C.
Bei tiefen Temperaturen (120–160 °C) gart das Fleisch gleichmässig und langsam. Das Fleisch wird durch die lange Garzeit besonders zart und du kannst die gewünschte Garstufe fast nicht verpassen. Bei diesen tiefen Temperaturen erhältst du jedoch fast keine Kruste. Dafür musst du das Fleisch vor oder nach dem Garen kurz und scharf in einer Pfanne anbraten.
Temperaturen um die 180 °C sind bei den meisten Bratenrezepten die Regel. Das ist ein guter Mittelwert, bei dem das Fleisch eine schöne Kruste erhält und nicht zu viel Saft verliert.
Durchgehendes Braten bei Temperaturen ab 180 °C aufwärts gibt zwar Röstaromen und spart Zeit. Das Fleisch wird aber viel Feuchtigkeit verlieren und kann trocken werden. Für grosse Stücke ist das also nicht zu empfehlen. Hohe Temperaturen eignen sich vor allem für kleine Zuschnitte. Diese sind im Innern gar, bevor sie trocken werden können.
Beim Braten spielt es keine Rolle, mit welchem Ofenmodus du arbeitest. Für eine besonders schöne Kruste kannst du am Ende der Bratzeit noch ein paar Minuten die Oberhitze oder gar die Grillfunktion des Ofens einschalten. Schau, dass die Kruste dabei nicht zu dunkel wird.